Centro Cultural Chamanga

Fotos: Santiago Oviedo, David Glöckler, Andreas Reiser

Teil 3

Vor eine ganz persönliche Herausforderung sah ich mich spätestens zu dem Zeitpunkt gestellt, als die Studierenden für die Bambuskonstruktion ein geschraubtes System wählten, welches dem mir vertrauten, additiven Konstruktionsprinzip sowohl handwerklich als auch materialtechnisch widersprach, in den südamerikanischen Ländern jedoch durchaus üblich ist. Den Bambus anzubohren, die einzelnen Tragstangen zu verschrauben und in den Knotenpunkten mit Beton zu verfüllen, forderte meine Toleranzgrenze im Umgang mit diesem natürlichen Baumaterial in großem Maße. Das war nur der Anfang eines gesamtheitlichen Lernprozesses in Flexibilität, Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung, durch den wohl alle Beteiligten auf so mancher Wegstrecke dieses Entstehungsprozesses gehen mussten. Und doch war er die Grundlage für diesen großen Erfolg.

In nur 35 Tagen ein Gebäude in diesem Umfang zu errichten, schien immer wieder unmöglich, aber an ein Aufgeben war nicht zu denken und so waren Zwölfstundentage auf der Baustelle und völlige körperliche Erschöpfung an der Tagesordnung. Umso größer der Triumph, als das Werk Anfang März dann tatsächlich vollendet zur Einweihungsfeier stand. Große Freude und Stolz ließen die Mühen rasch vergessen und die Dankbarkeit der jungen Musikanten und Künstler über ihr „schönstes Gebäude in Chamanga“ bestätigten uns in der Gewissheit, gemeinsam etwas geschaffen zu haben, was uns unser ganzes Leben in Erinnerung bleibt.

 (Quelle: Studio Chamanga, Dokumentation des DesignBuild Projekts 2017/18 Hochschule München, FK 01 Architektur)

Teil 2

Die Lehrmethode ist schon ist schon lange Teil der nordamerikanischen Hochschulausbildung. Ein bekanntes Beispiele aus den USA ist das Jim Vlock Building Studio der Yale-University, das 1967 von Charles W. Moor initiiert wurde. Dort arbeiten Studierende schon im ersten Studienjahr an einem Wohnungsprojekt in einer ökonomisch schwachen Nachbarschaft mit. Ein weiteres Beispiel ist das Rural Studio in Auburn, das 1993 von Ruth und Samuel Mockbee gegründet wurde. Auf der Website des Jim Vlock Studios ist zu lesen: „Viele der Studierenden kommen auf die Hochschule mit dem Verlangen, sozial verantwortliche Arbeit in ihr zukünftiges berufliches Leben zu integrieren. Die Möglichkeit, solche Projekte zu entwerfen und zu bauen, unterstützt dieses Verlangen und nährt das Verständnis von Architektur als ein Akt des Machens.

Im Sommer 2017 erhielt ich von Prof. Ursula Hartig die Einladung, das Team Chamanga für das Bauen mit Bambus zu beraten und zu begleiten. Dieser Aufgabe stellte ich mich gerne, sie gab mir die Gelegenheit, nicht nur meine Begeisterung für diesen faszinierenden Baustoff Bambus mit jungen Baufachleuten zu teilen, sondern auch die an der HM noch viel zu wenig praktizierte Möglichkeit, ein Projekt vom ersten Entwurfsgedanken an zusammen mit Ingenieuren und Architekten zu entwickeln und realisieren. Schon bei der ersten Besprechung im Oktober 2017 war ich von Engagement und Tatendrang der Gruppe tief beeindruckt. Neben zahlreichen Auslandserfahrungen Einzelner faszinierten mich vor allem der Teamgeist und der erfrischend offene und ehrliche Umgang miteinander.

Teil 1

Der Begriff „DesignBuild“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet im klassischen Generalunternehmertum, im Maschinenbau aber auch in der Bauwirtschaft ein Verfahren, bei dem Planung und Produktion als Gesamtpaket in Auftrag gegeben werden.

Heute ist der Begriff in der Lehre etabliert und wird auch „Academic DesignBuild“ genannt. Er bezeichnet Projekte im Rahmen des Studiums der Architektur, Freiraumplanung oder des Bauingenieurwesens. Diese Projekte gehen über den akademisch-theoretischen Rahmen hinaus. Sie werden in Kooperation mit Nutzern und Bauherren entwickelt und durch ein Team aus Studierenden realisiert.

Die Internetplattform „dbXchange.eu“ setzt folgende Rahmenbedingungen für DesignBuild Projekte: Sie müssen integraler Bestandteil der Lehre sein, eine Aufgabe und einen zeitlichen und budgetären Rahmen haben, mit und durch die Studierenden geplant und gebaut werden und eine architektonische, soziale, kulturelle, wissenschaftliche, technische oder künstlerische Relevanz besitzen.

Preise und Nominierungen

  • SEED Preis 2019
  • Teilnahme Architekturbiennale Quito 2019
  • nominiert für den DAM Preis 2020 Auslandsprojekte International Architecture

Links

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